ISABELLE SEMMA
Collagen im Eiermann-Saal
Für die Gruppenausstellung am 7. Juli trägt die Künstlerin und Gründungsmitglied mit einer Installation aus neueren Werken in Collage-Technik bei, die wiederum Teil einer Collage aus Gattungen sind. Die Collagen hängen in einer „Raumplastik“ aus Stoffbahnen und Tunnels. Mit malerischen Mitteln verbindet sie Fotomaterial aus Aleppo in Kombination mit ihren eigenen Aufnahmen aus Berlin 2016 zu einer neuen Komposition, in der die Bildgegenstände einladen, genauer auf die Bildzusammenhänge zu schauen. Durch die persönliche Analyse spannt sie einen Bogen vom Barock in die Gegenwart.
TRACES
Zusammen mit dem damaligen künstlerischen Leiter David Grimaud, mit dem sie schon zahlreiche künstlerische Projekte im Bereich Film- und Medienpädagogik durchführte, hat sie für die Werkstattschule Heidelberg und das Interkulturelle Zentrum Heidelberg das Großprojekt TRACES erarbeitet.
Das gleichnamige Theaterstück „TRACES-Ein modernes Märchen“ unter der Regie von David Grimaud erzählt die Geschichten der mitwirkenden Geflüchteten. Während dieser Zeit entstand zu sechs von ihnen ein engerer Kontakt – auch auf künstlerischer Ebene. In filmischen Interviews erzählten die Neuankömmlinge von den Gründen, welche sie zur Flucht bewegt haben. Im Zuge dessen übergaben die Syrer live aufgenommenes Video-und Filmmaterial aus Aleppo mit der Bitte um künstlerische Bearbeitung und Veröffentlichung.
Opulenz und Vanitas – der Bezug zum Barock
Im Rahmen des Ausstellungsprojektes „BAROCK-Nur schöner Schein?“ hat Isabelle Semma sich für ihre Ausstellungsbeitrag „Opulent und Vanitas“ mit den Leitmotiven des Barock auseinandergesetzt. Dabei entstanden Vergleiche zu unserer heutigen überbordenden Epoche, in der ein Teil der Menschheit, ebenfalls wie damals, sich über Ärmere an einem durch seine Selbstverständlichkeit alltäglich gewordenen Luxus und Überfluss bedient.
Pompöser Prunk im Gegensatz zur allgegenwärtigen Vergänglichkeit
Vor allem der Dreißigjährige Krieg hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die Kunstepoche des Barock und entwickelte im Zeitgeist eine Art Hoffnungslosigkeit auf das Leben und im krassen Gegensatz dazu das antithetische Motiv des „Carpe Diem“. Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Flüchtlingskrise und die allgemeine Überforderung im Hinblick auf die auf uns zukommenden Gefahren, die laut Medien allgegenwärtig sind – Von Ängsten gesteuert entwickelt der heutige Zeitgeist ebenfalls eine Art Hoffnungslosigkeit, Resignation und „YOLO-Mentalität“, die sich im zerstörerischen Konsumwahn der westlichen Welt bündelt.
Soziale Plastik und Humanismus
Isabelle Semma arbeitet seit 1989 im Bereich Mode, Film und Bildende Kunst. Seit 2006 sieht der aufmerksame Kunstliebhaber vermehrt installative Werke, in welchen die Künstlerin alle drei Bereiche zu einer Einheit verbindet und als Ausdrucksformen nutzt.
Im Geiste der Sozialen Plastik und im Sinne der Soziokultur sieht sie die Kunst als Werkmittel zum Gestalten und Mitformen einer Gesellschaft. Ihre persönliche Aufgabenstellung in ihren Kunstprojekten ist es, den humanistischen Gedanken in der Gesellschaft zu verankern und Zeichen zu setzen, die viele Menschen verbinden, vernetzen und zum kommunikativen Austausch anregen.
„Alles was ich mache wird zur Kunst“, so die Künstlerin. Auch ihre Arbeit als Initiatorin und Projektleitung von Events wie der Buchener Kultnacht oder der Odenwälder Kunstmesse (2006, 2007 und 2009), sowie diverse Vereinsgründungen, Ausstellungs– oder Schulprojekte gehen zusammen mit diesen Grundgedanken und Motivation der Künstlerin zusammen. Das Einstehen für eine humanistisch angelegte Gesellschaft ist für sie eine Selbstverständlichkeit.